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Erfolgreicher Schichtwechsel 2022

Rekordbeteiligung beim bundesweiten Aktionstag für Arbeitsplatztausch von Menschen mit und ohne Behinderungen | Mehr als 100 Werkstätten aus 15 Bundesländern beteiligten sich | Nächster Schichtwechsel am 12. Oktober 2023

Der Fußball-Bundesligist Hertha BSC, das Abgeordneten-Büro von Olaf Scholz, die Sulinger Kreiszeitung und die Sparkasse Vorpommern – das sind nur einige Unternehmen und Organisationen, die sich am diesjährigen „Schichtwechsel“ beteiligt haben. An dem bundesweiten Aktionstag am vergangenen Donnerstag, dem 22. September 2022, tauschten so viele Menschen mit und ohne Behinderungen wie noch nie für einen Tag ihren Arbeitsplatz. Beide Seiten erlebten so Arbeit und Teilhabe aus einer ganz neuen Perspektive. 

 „In diesem Jahr haben mehr als 100 Werkstätten und Unternehmen aus 15 Bundesländern mitgemacht. Wir freuen uns sehr über diese Rekordbeteiligung beim Schichtwechsel. Das große Medienecho zeigt das Interesse an Werkstätten und was, die Beschäftigten dort leisten. Die Teilhabe am Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen ist durch den Aktionstag stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt worden“, sagt Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM).

Tauschpartner beim diesjährigen Schichtwechsel gab es aus den unterschiedlichsten Arbeitswelten: Bäckerei, Gastronomie, Kindertagesstätte, Pflegeheim, Verwaltung, Tierheim, Wohnungsbaugesellschaft, Friseur, Apotheke, Schwimmbad, Bibliothek und Logistikunternehmen. Auch eine Logopädie-Praxis, ein Freizeitpark und eine Berufsfeuerwehr beteiligten sich. 

 „Das Projekt Schichtwechsel ist hochspannend“ 
Auch die Gemeinde Ganderkesee und die ortsansässigen Delme-Werkstätten waren beim Aktionstag dabei. Im Zuge dessen verbrachte Karen Becker, Fachdienstleiterin Kindertagesstätten, einen Arbeitstag in den Werkstätten: „Es hat mir richtig gutgetan, über den eigenen Tellerrand zu schauen“, berichtet sie. „Die Arbeit wird hier an den jeweiligen Menschen und seine Fähigkeit angepasst, nicht umgekehrt.“ Im Tausch mit Karen Becker arbeitete Josephine Seidel aus den Delme-Werkstätten im Rathaus und gewann dabei ebenfalls viele neue Einblicke. Besonders freute sie sich über die persönliche Begrüßung durch Bürgermeister Ralf Wessel. „Das Projekt Schichtwechsel ist hochspannend“, erklärt das Ganderkeseer Gemeindeoberhaupt. „Es gibt die Gelegenheit, in eine andere Welt einzutauchen, neue Perspektiven zu gewinnen, interessante Menschen kennenzulernen und das gegenseitige Verständnis zu fördern.“

 Martina Klee, Chefin der Berufsfeuerwehr Gießen, nutzte den Tag, um in der Brennholzfertigung, einer Außenstelle der Limeswerkstatt der Lebenshilfe Gießen, mitanzupacken und das Team dort kennenzulernen. Am Ende des Tauschtages stand fest: Die Motivation, jeden Tag wieder mit Konzentration und Energie in die Arbeit zu starten ist für die Kolleg*innen in der Brennholzfertigung und der Feuerwache nahezu identisch. Man mag sich, man schätzt den Zusammenhalt, beide Gruppen betrachten sich jeweils als „zweite Familie“. Frank Wagner, dem Tauschpartner von Martina Klee, fiel es daher auch nicht schwer, sich bei der Feuerwehr einzufinden. Er durfte alle Arbeitsbereiche in der Wache kennenlernen. „Das absolute Highlight war die Fahrt mit der 30 Meter langen Drehleiter“, berichtet der Werkstattbeschäftigte.

 Im niedersächsischen Norden indes haben Mitarbeitende der Behindertenhilfe ihren Arbeitsplatz mit den Machern von Radio Nordseewelle getauscht. „Ich habe beim Schichtwechsel mitgemacht, weil man so die Möglichkeit hat zu zeigen, wie wir in der Werkstatt arbeiten. Mir ist wichtig, dass Personen aus der Arbeitswelt sehen, was hier in der Werkstatt hergestellt wird“, sagt Werkstätten-Mitarbeiter Manuel Hoogstraat über seine Motivation.

Nächster Schichtwechsel am 12. Oktober 2023
Der nächste bundesweite Aktionstag „Schichtwechsel“ wird am 12. Oktober 2023 stattfinden. „Hoffentlich beteiligen sich im nächsten Jahr noch mehr Unternehmen und andere Organisationen. Der Schichtwechsel ist wichtig, um die Inklusion weiter zu fördern. Denn Inklusion kann nur gemeinschaftlich in der Zusammenarbeit aller Beteiligten gelingen“, sagt BAG WfbM-Vorstandsvorsitzender Berg. 

Foto: Martina Klee arbeitet mit David Thurmond am Kettensägespaltautomaten. Bildquelle: Lebenshilfe Gießen

Über die BAG WfbM
In dem bundesweiten Verband BAG WfbM haben sich Träger von Eingliederungseinrichtungen, insbesondere von Werkstätten, Förderstätten und Inklusionsbetrieben zusammengeschlossen, die Menschen mit Behinderungen die Teilhabe an Arbeit und Gesellschaft ermöglichen. Die BAG WfbM dient ihren Mitgliedern als Beratung und Interessenvertretung in allen fachlichen und politischen Angelegenheiten. Sie wird von den Spitzen- und Fachverbänden der freien Wohlfahrtspflege sowie den Landesarbeitsgemeinschaften der Werkstätten für behinderte Menschen mitgetragen.

Derzeit sind rund 320.000 Erwachsene mit Behinderungen in den Mitgliedswerkstätten der BAG WfbM beschäftigt, knapp 30.000 im Berufsbildungsbereich und fast 270.000 im sogenannten Arbeitsbereich. Etwa 20.000 sind so schwer behindert, dass sie einer besonderen Betreuung, Förderung und Pflege bedürfen.